Hate Speech ist ein Problem, das immer mehr in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins rückt. Vor allem im Internet finden sich Kommentare, die Menschen aufgrund ihrer Ethnie, Religion, Herkunft, ihres Geschlechts oder anderer Gründe beleidigen, abwerten oder bedrohen. Dies birgt zum einen Gefahren für Einzelne, da es zu vermindertem Selbstbewusstsein, Depression und schließlich Selbstmord führen kann. Ebenso können sprachliche Drohungen den Weg bereiten für körperliche Angriffe. Zum anderen birgt Hate Speech Gefahren für eine Gesellschaft aufgrund von Intoleranz, Ausgrenzung und Unterdrückung bestimmter Gesellschaftsgruppen mit dem Risiko von Radikalisierung und Gewalt. Zudem können auf diese Weise Debatten negativ geprägt werden und die Teilnahme aller daran kann eingeschränkt werden.

Die Bekämpfung von Hate Speech ist in den letzten Jahren vonseiten der EU, nationalen Regierungen, verschiedenen Institutionen wie auch von Plattformbetreibern wie Facebook oder Twitter stark vorangetrieben worden, was sich beispielsweise in der Verabschiedung von Gesetzen, in verschiedensten Kampagnen und Aktivitäten, in der Veröffentlichung von Umgangsformen und Gegenmaßnahmen oder auch in verschiedenen Meldesystemen für Hate Speech zeigt.

Dennoch ist der Begriff Hate Speech äußerst umstritten, nicht zuletzt weil kein Konsens besteht über die konkrete Definition, die Auswirkungen, Beweggründe und den Kriminalitätsgrad. Außerdem ist noch immer relativ wenig bekannt über die linguistischen Mechanismen in der Online-Kommunikation, die Hate Speech zugrunde liegen, und noch weniger darüber, wie Sprecher*innen diese wahrnehmen. Unser Projekt möchte dazu beitragen, diese Wissenslücken für das Deutsche und Dänische zu schließen.

Die konkreten Projektziele sind:

  1. das Ausmaß an Hate Speech auf Facebook und Twitter zu ermitteln
  2. explizite und subtilere Formen von Hate Speech sowie ihre Funktionen zu identifizieren und zu systematisieren
  3. die gemeinsame Mechanismen und Muster bei der Äußerung von Hate Speech auf unterschiedlichen Sprachen zu vergleichen und dadurch identifizieren
  4. die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Akzeptanz von Hate Speech in Dänemark und Deutschland aufzudecken
  5. die Auswirkungen sprachlicher Variationen von Hate Speech (explizit und subtil), der Modalität (mündlich und schriflich) und der Mitgliedschaft (Ethnizität, Geschlecht, Alter, Religion, politische Orientierung) basiert auf Reaktionen und Einstellungen zu bewerten.

Das Projekt gliedert sich in fünf miteinander verbundene Teilprojekte, die sich mit Hate Speech aus der Perspektive der Produktion und Wahrnehmung befassen und dabei empirische Ansätze verfolgen.